Anne Wecking
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Die Praxis ist an sich gut organisiert. Die gute Organisation gleicht ein Überlaufen-sein oftmals aus. Termine werden nicht vergeben, dh. nur für Anträge und aufwändigere Untersuchungen.
Für Standardanliegen durchaus eine passable Praxis - also für solche Menschen, die auf der Suche nach einem passenden Nasenspray oder Überweisungen sind, ein Standardblutbild oder eine AU wollen.
Für komplexere Fälle, die eines holistisch-gesamtmedizinischen Ansatz bedürfen und das Eingehen auf die spezielle Situation des Patienten, komplett ungeeignet. Leider ist auch das Einfühlungsvermögen, die emotionale Intelligenz sowie die Selbstregulation einiger Praxismitarbeiter eher suboptimal.
Meine eigene Erfahrungen, die zu einem solchen Schluss führen, äußern sich wie folgt:
- Ich wurde in meinen Beschwerden nicht ernst genommen. Diesbezüglich erinnere ich mich an einen der ersten Sätze der behandelnden Ärztin: "Frau W., viele würden Sie für bescheuert erklären." Anfänglich interpretierte ich die Aussage so, als würde mir die Ärztin Vertrauen schenken. In den Folgemonaten ergab sich jedoch ein anderes Bild.
- Das heißt, auf meine Situation wurde fortlaufend immer weniger eingegangen. Die Ärztin initiierte keine Untersuchungen. Von mir vorgeschlagene Analysen wurden nicht weiter verfolgt. Ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik schlug fehl, u.a. auch weil die Ärztin keinen frühzeitigen Kontakt mit der Einrichtung aufnahm und keinen Arztbrief schrieb, um auf meine gesondere Sachlage hinzuweisen. Ich litt unter starker Insomnie, war komplett bettlägrig; also nicht für ein Mehrbettzimmer geeignet.
- Die "Behandlung" beschränkte sich in den letzten vier Monaten lediglich auf das Ausstellen von AUs.
- Mein Wunsch, manuelle Therapie zu erhalten, wurde mehrfach ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Dabei ist dies eine der Therapien, die bei mir sehr gute Wirkung zeigt. Ein Zahnarzt nahm sich nach einem halben Jahr meiner an, stellte das Rezept aus - und nach 12 Monaten (!) ohne gesunden Schlaf schlief ich meine erste Nacht durch. Besonders traurig war, dass ich bei meinem vorletzten Termin in der Praxis bezeugte, wie ein anderer Patient (älterer Herr) eine Überweisung zur Physiotherapie erhielt. Ich hakte nach: Er meinte, er würde diese immer ohne Umstände bekommen...
- Vor wenigen Tagen besuchte ich die Praxis nochmals, um einen Antrag für eine ambulante Kur zu stellen. Meine Krankenkasse erlaubt jedem Versicherten ab 18 Jahren, eine solche Kur alle 3-4 Jahre durchzuführen. Nichtsdestotrotz wurde ich bzw mein Anliegen massivst "gegaslighted". Die zuständige Mitarbeiterin griff mich bereits am Telefon an, was ich mit einem solchen Halligalli (Zitat) denn wolle? Zur persönlichen Antragstellung nahm ich folglich meinen gesetzlichen Vertreter mit. Dies hielt die Mitarveiterin nicht davon ab, erneut verbal übergriffig zu werden. Ich muss dazu sagen, dass meine Erkrankung eine neurologische Komponente besitzt (starke sympathikotone Co-Regulation) und ich auf solche Erlebnisse direkt reagiere (in diesem Fall: schwallartige Darmentleerung, Puls von > 165 bpm im Sitzen, Zittern, angeregt sein, brain fog). Der Vorgang war für mich mit Körperverletzung zu vergleichen und ist nur Dank der Anwesenheit meines Begleiters mit dem Ausfüllen des Antrags geendet. Sonst hätte ich den Raum bereits verlassen. Es war erschreckend, zu erfahren, wie rücksichtslos das Verhalten dieser Person mir als Patientin gegenüber war.
Nach dieser letzten Erfahrung habe ich beschlossen, mir einen neuen Hausarzt zu suchen. Selbst wenn das Verhalten und der Stress von Ärzten & Co ursächlich systemisch beeinflusst wird, so hat jeder gesunde Mensch das Potenzial, zu entscheiden, wie er oder sie sich verhält.
Ein letzter Satz in Sachen Ärztehaus La Vie: ähnlich negative Erfahrungen hatte ich bereits mit dem Augenarzt und einem Orthopäden des Hauses gemacht. Den Praxisverbund kann ich Menschen mit komplexen Erkrankungen folglich nicht empfehlen. Es schwingt dort eine misogynische Note der Eminenzen in weiß mit. Stereotype, wenig Weitsicht und ein starres Menschenbild.